1. Halbjahr 2015

13.08.2015 | Salzgitter AG


1. Halbjahr 2015

Salzgitter-Konzern bestätigt Turnaround im ersten Halbjahr 2015

  • Im Vorjahresvergleich signifikant gesteigertes Ergebnis vor Steuern
  • Restrukturierungsprogramm „Salzgitter AG 2015“ als Haupttreiber der Ergebnisverbesserung
  • Prognose Geschäftsjahr 2015 bestätigt

Der Salzgitter-Konzern schloss das erste Halbjahr 2015 mit einem gegenüber dem Vorjahr erheblich gesteigerten, erstmals seit 2011 wieder positiven Halbjahresergebnis vor Steuern ab. Zu dieser erfreulichen Entwicklung trugen alle Geschäftsbereiche in Form von im Jahresvergleich verbesserten Resultaten bei. In Summe wurden 33,1 Mio. € Aufwand für strukturverbessernde Maßnahmen verkraftet. Die finanzielle Basis bleibt mit 35% Eigenkapitalquote sowie 178 Mio. € Nettoguthaben sehr solide.

Der Vorstandsvorsitzende Prof. Dr.-Ing. Heinz Jörg Fuhrmann äußerte sich hierzu: „Diese Entwicklung belegt, ungeachtet des nach wie vor herausfordernden wirtschaftlichen Umfelds in Europa, die durchgreifende Wirkung des konzernweiten Restrukturierungsprogramms „Salzgitter AG 2015“. Sie ist das Ergebnis unserer eigenen Anstrengungen. Gleichwohl haben wir immer noch eine harte Wegstrecke vor uns und eine ganze Reihe von Aufgaben zu erledigen. Den erfolgreich eingeschlagenen Weg gilt es konsequent weiterzugehen.“

Mit 4.529,6 Mio. € rangierte der Außenumsatz des Salzgitter-Konzerns im ersten Halbjahr 2015 etwa auf Vorjahresniveau (1. Halbjahr 2014: 4.549,3 Mio. €). Das Unternehmen erwirtschaftete erfreuliche 80,2 Mio. € Gewinn vor Steuern (1. Halbjahr 2014: –4,2 Mio. €). Darin sind sowohl 16,4 Mio. € positiver Beitrag aus dem Aurubis-Engagement (1. Halbjahr 2014: 39,2 Mio. €) als auch in Summe 33,1 Mio. € Aufwand für strukturverbessernde Maßnahmen enthalten. Aus 41,3 Mio. € Nachsteuerresultat (1. Halbjahr 2014: –15,9 Mio. €) errechnen sich 0,72 € Gewinn je Aktie (1. Halbjahr 2014: –0,33 €). Die Verzinsung des eingesetzten Kapitals (ROCE) betrug 5,4 % (1. Halbjahr 2014: 1,1 %).

Entwicklung der Geschäftsbereiche
Der Geschäftsbereich Flachstahl verbuchte während der ersten sechs Monate des Geschäftsjahres 2015 einen Absatz auf Vorjahreshöhe. Infolge der hohen Wettbewerbsintensität des europäischen Stahlmarktes gaben allerdings die Erlöse für die meisten Produkte im Jahresverlauf nach, sodass der Außenumsatz knapp unter seinen Vergleichswert fiel (1.030,1 Mio. €; 1. Halbjahr 2014: 1.095,6 Mio. €). Der Geschäftsbereich erwirtschaftete wegen des erfreulich gesteigerten Beitrags der Salzgitter Flachstahl GmbH 20,7 Mio. € Vorsteuergewinn und übertraf damit das erste Halbjahr 2014 signifikant (–6,9 Mio. €). Neben gesunkenen Rohstoffkosten wirkten hierbei auch erste Kostensenkungseffekte der im April in Betrieb genommenen Kohleeinblasanlage an den Großhochöfen in Salzgitter.

Die europäischen Träger- und Grobblechmärkte entwickelten sich über den Berichtszeitraum uneinheitlich. Während sich der Trägerbereich als vergleichsweise stabil erwies, war das Grobblechgeschäft von mäßiger Nachfrage sowie zunehmenden Importmengen belastet. Der Absatz des Geschäftsbereichs Grobblech / Profilstahl übertraf indes den Vorjahresversand. Die 500,2 Mio. € Außenumsatz blieben erlösbedingt spürbar unterhalb des Wertes des ersten Halbjahres 2014 (556,5 Mio. €). Dank der nachhaltigen Erfolge der zügig umgesetzten Restrukturierung und operativen Optimierung erzielte die Peiner Träger GmbH einen erfreulichen Vorsteuergewinn. Auch die Grobblechproduzenten verbesserten ihr Ergebnis gegenüber dem Vorjahr signifikant. Dennoch musste aufgrund eines deutlichen Verlustes der HSP Hoesch Spundwand und Profil GmbH, der 23,1 Mio. € bilanzielle Vorsorgemaßnahmen im Zusammenhang mit der beschlossenen Stilllegung des Produktbereiches Spundwandprofile beinhaltet, ein negatives Vorsteuerresultat verkraftet werden (–19,5 Mio. €; 1. Halbjahr 2014: –42,6 Mio. €).

Im Geschäftsbereich Energie konnten die ab Juni wieder aufgenommene Produktion für das Pipelineprojekt im Schwarzen Meer (ehemals South-Stream) sowie die hohe Auslastung der nordamerikanischen Werke die anhaltend herausfordernde Marktsituation des europäischen Rohrmarktes nur teilweise kompensieren. Daher ging der Versand leicht zurück und der Außenumsatz verfehlte den Vergleichswert (574,9 Mio. €; 1. Halbjahr 2014: 651,0 Mio. €). Mit 3,3 Mio. € erreichte das Segment (1. Halbjahr 2014: –19,8 Mio. €) dennoch wieder die Gewinnzone. Dabei verminderte die EUROPIPE-Gruppe – trotz der Bildung von 10,0 Mio. € Rückstellungen für Restrukturierungsmaßnahmen bei der EUROPIPE France S.A. – wegen der guten Geschäftslage der US-Gesellschaften ihren Vorsteuerverlust spürbar. Die Leitungsrohrgesellschaften halbierten das negative Ergebnis der Vergleichsperiode nahezu.

Die Nachfrage auf den internationalen Stahlhandelsmärkten war während des ersten Halbjahres 2015 in fast allen Regionen und Produktbereichen verhalten. Gleichwohl legte der Absatz des Geschäftsbereiches Handel in den ersten sechs Monaten 2015 gegenüber der Vorjahresperiode kräftig zu. Dementsprechend stieg auch der Außenumsatz auf 1.690,3 Mio. € an (1. Halbjahr 2014: 1.560,0 Mio. €). Die Sparte hat mit 17,3 Mio. € (1. Halbjahr 2014: 7,0 Mio. €) den Gewinn vor Steuern – im Wesentlichen getragen vom erfreulichen Vorsteuerergebnis des internationalen Tradings – mehr als verdoppelt.

In den ersten sechs Monaten des Jahres 2015 stellte der Auftragseingang des Geschäftsbereiches Technologie das gute Vorjahresniveau ein. Der Außenumsatz verbesserte sich auf 636,3 Mio. € (1. Halbjahr 2014: 592,8 Mio. €). Mit 14,6 Mio. € wurde ein vorzeigbarer, gegenüber dem Vergleichszeitraum (1. Halbjahr 2014: 11,5 Mio. €) gesteigerter Vorsteuergewinn erwirtschaftet, wozu die KHS-Gruppe aufgrund des vermehrten Servicegeschäfts und aperiodischer Dividendenerträge sowie die KDE-Gruppe beitrugen.

Der Außenumsatz des Bereiches Industrielle Beteiligungen / Konsolidierung (97,7 Mio. €) legte gegenüber der Vorjahresperiode zu (1. Halbjahr 2014: 93,2 Mio. €). Die 43,7 Mio. € Gewinn vor Steuern rangierten etwas unterhalb des Vergleichswertes (1. Halbjahr 2014: 46,6 Mio. €). Darin sind 16,4 Mio. € Ertrag aus dem Aurubis-Engagement enthalten (1. Halbjahr 2014: 39,2 Mio. €). Darüber hinaus leisteten die nicht direkt einem Geschäftsbereich zugeordneten Konzernunternehmen einen in Summe positiven Ergebnisbeitrag, der deutlich über Vorjahr auskam. Positive Bewertungseffekte aus Devisengeschäften stützten das Resultat zusätzlich.

Ausblick
Prognosen zur Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Situation sind schon grundsätzlich, besonders aber im gegenwärtigen politischen und wirtschaftlichen Umfeld von hoher Unsicherheit geprägt. Die folgenden zukunftsbezogenen Aussagen zu den einzelnen Geschäftsbereichen unterstellen, dass es in Europa nicht zu einer rezessiven Entwicklung kommen wird. Vielmehr erwarten wir für unsere anhaltend umkämpften Hauptmärkte im laufenden Geschäftsjahr eine moderate konjunkturelle Erholung.

Der Geschäftsbereich Flachstahl erwartet für das dritte Quartal ein deutlich negatives Resultat. Grund hierfür ist die im August beginnende Hochofenzustellung der Salzgitter Flachstahl GmbH, die zu rund 80 Mio. € finanzieller Sonderbelastung im zweiten Halbjahr führen wird. Einsparungen auf der Kostenseite, unter anderem aus der Aufnahme des Regelbetriebs der Kohleeinblasanlage, können dies naturgemäß nicht kompensieren. Insgesamt werden im Geschäftsjahr gegenüber 2014 sinkende Umsätze unterstellt. Ohne die belastenden Effekte wäre eine Rückkehr in die Gewinnzone durchaus erwartbar. Inklusive der direkten und indirekten Auswirkungen der Hochofenzustellung wird das Vorsteuerergebnis des Geschäftsbereiches jedoch merklich niedriger als 2014 ausfallen.

Der Geschäftsbereich Grobblech / Profilstahl agiert im laufenden Jahr weiterhin in einem diffizilen Marktumfeld. Die Grobblechwalzwerke prognostizieren – unter anderem wegen der Fortführung des Pipelineprojekts im Schwarzen Meer (ehemals South-Stream) – trotz eines harten Preiswettbewerbes eine sichtbare Ergebnissteigerung. Das vorrangige Ziel der Peiner Träger GmbH ist es, den erfolgten Turnaround auch unter schwierigen Marktbedingungen weiter zu stabilisieren. Unter Berücksichtigung der allgemeinen Marktlage in Verbindung mit der Sondersituationen der HSP Hoesch Spundwand GmbH (HSP) sind die Umsatz- und Ergebnisentwicklung des Geschäftsbereiches von erheblichen Unwägbarkeiten geprägt. Dennoch wird für das Vorsteuerresultat – inklusive der Einmalbelastungen für HSP – eine spürbare Verbesserung angestrebt. Der Umsatz sollte jedoch leicht abnehmen.

Der Geschäftsbereich Energie leidet 2015 trotz der Aufhebung der Suspendierung des South-Stream-Projekts unter der Schwäche des europäischen Großrohrmarktes. Im Gegensatz dazu stellt sich die Lage in Nordamerika positiv dar, da hier durch den vorhandenen Auftragsbestand die Belegung bis weit in das Jahr 2016 gesichert ist. Die Präzisrohr-Gesellschaften rechnen mit einer stabilen Nachfrage der Automobilhersteller, während die Buchungen für die Energiewirtschaft und die Industrie hart umkämpft bleiben dürften. Aufgrund des niedrigen Ölpreises werden im Bereich der nahtlosen Edelstahlrohre nach dem überaus erfolgreichen Geschäftsverlauf des Jahres 2014 nunmehr Buchungen auf einem schwächeren Niveau prognostiziert. Der Geschäftsbereich Energie antizipiert 2015 einen unter dem Vorjahresniveau liegenden Umsatz. Ungeachtet der unterausgelasteten europäischen Großrohr-Produktionsstätten sollte das Vorsteuerergebnis wegen der konsequenten Umsetzung der „Salzgitter AG 2015“-Maßnahmen und des Wegfalls von Sonderbelastungen verbessert werden.

Das lagerhaltende Geschäft der Handelssparte geht aufgrund einer erwarteten Stabilisierung der Preise und Nachfrageverhältnisse in Europa weiterhin von einer Ergebnissteigerung aus. Das internationale Trading antizipiert vor dem Hintergrund des bisher ertragreichen Geschäfts ein zufriedenstellendes Ergebnis. Insgesamt rechnen wir für den Geschäftsbereich Handel mit einem niedrigeren Umsatz sowie einem zwar zufriedenstellenden, jedoch aufgrund nicht wiederholbarer positiver Einmaleffekte in 2014 gegenüber dem Vorjahr merklich geringeren Vorsteuergewinn.

Im Technologiebereich rechnet die KHS mit einer Fortsetzung der erfreulichen Entwicklung ihres Servicegeschäftes. Auch die Aussichten für die KDS und die KDE-Gruppe sind vielversprechend. Dabei wird jedoch die KDS nicht an das Rekordergebnis des Vorjahres anknüpfen können. In Verbindung mit einer verlangsamten Dynamik im Projektgeschäft der KHS ist es für den Geschäftsbereich Technologie herausfordernd, das Umsatz- und Ergebnisniveau des Vorjahres einzustellen.

Auf Grundlage der Planungen der einzelnen Geschäftsbereiche und unter Berücksichtigung weiterer positiver Effekte des Konzernprogramms „Salzgitter AG 2015“ gehen wir für den Salzgitter-Konzern im Jahr 2015 weiterhin von

  • einem stabilen Umsatz,
  • einem Vorsteuergewinn im niedrigen bis mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich sowie
  • einer über dem Vorjahreswert auskommenden Rendite auf das eingesetzte Kapital (ROCE) aus.

Wie schon in den vergangenen Jahren weisen wir darauf hin, dass Chancen und Risiken aus aktuell nicht absehbaren Erlös-, Vormaterialpreis- und Beschäftigungsentwicklungen sowie Veränderungen von Währungsparitäten den Verlauf des Geschäftsjahres 2015 erheblich beeinflussen können. Die hieraus resultierende Schwankungsbreite des Konzernergebnisses vor Steuern kann – wie die aktuellen Ereignisse zeigen – ein beträchtliches Ausmaß sowohl in negativer als auch positiver Richtung annehmen. Die Dimension dessen wird deutlich, wenn man unterstellt, dass bei rund 12 Mio. t p.a. abgesetzten Stahlerzeugnissen der Geschäftsbereiche Flachstahl, Grobblech/Profilstahl, Energie und Handel im Schnitt 25 € Margenveränderung pro Tonne bereits ausreichen, um 300 Mio. € jährliche Ergebnisvarianz zu verursachen. Darüber hinaus begrenzen volatile Rohstoffkosten sowie kürzere Vertragslaufzeiten auf der Beschaffungs- genauso wie auf der Absatzseite die Planungssicherheit des Unternehmens.

Disclaimer: Einige der in dieser Mitteilung gemachten Aussagen haben den Charakter von Prognosen bzw. können als solche interpretiert werden. Sie sind nach bestem Wissen und Gewissen erstellt und gelten naturgemäß unter der Voraussetzung, dass keine unvorhersehbare Verschlechterung der Konjunktur und der spezifischen Marktlage für die Gesellschaften in den Unternehmensbereichen eintritt, sondern sich die Grundlagen der Planungen und Vorschauen in dem Umfang und dem zeitlichen Rahmen wie erwartet als zutreffend erweisen. Die Gesellschaft übernimmt – unbeschadet bestehender gesetzlicher, insbesondere kapitalmarktrechtlicher Anforderungen – keine Verpflichtung, vorausblickende Aussagen, die ausschließlich auf den Umständen am Tag der Veröffentlichung basieren, laufend zu aktualisieren.

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Kennzahlen 1. Halbjahr 2015

Online Zwischenbericht 1. Halbjahr 2015