Salzgitter-Konzern mit positivem operativen Ergebnis im 1. Quartal 2010

12.05.2012 | Salzgitter AG


Salzgitter-Konzern mit positivem operativen Ergebnis im 1. Quartal 2010

Im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2010 hat die fortschreitende konjunkturelle Erholung sowohl die aktuelle Auftrags- und Beschäftigungslage als auch die weiteren Geschäftsaussichten des Salzgitter-Konzerns begünstigt. Die Erlösentwicklung für Walzstahl- und Röhrenprodukte blieb jedoch hinter den rasant steigenden Rohstoffkosten zurück. Zusätzlich litt der Absatz der Produkte für den Bausektor unter den lang anhaltenden winterlichen Wetterverhältnissen. Auf Basis dieser nicht uneingeschränkt vorteilhaften Rahmenbedingungen wurde das operative Geschäft des Quartals mit Gewinn und somit deutlich besser als im Vorjahreszeitraum abgeschlossen.

Aufgrund der sich in den ersten Monaten nur allmählich von den Tiefstwerten des Jahres 2009 erholenden Durchschnittserlöse in den Segmenten Stahl, Handel und Röhren blieb der Konzern-Außenumsatz mit 1.924,8 Mio. € noch unter dem Vorjahreswert (1. Quartal 2009: 2.194,7 Mio. €). Der Salzgitter-Konzern beendete das erste Quartal mit 2,6 Mio. € operativem Gewinn vor Steuern. Dieser beinhaltet bereits 27,7 Mio. € bilanzielle Vorsorgen für fest gebuchte Projektaufträge, die infolge der exzessiven Rohstoffpreisentwicklung voraussichtlich nicht kostendeckend produziert werden können. Im ausgewiesenen Vorsteuerergebnis des Konzerns in Höhe von -17,1 Mio. € (1. Quartal 2009: -98,3 Mio. €) sind 19,7 Mio. € Rückstellungen für strukturverbessernde Maßnahmen enthalten. Der Verlust nach Steuern rangierte bei -13,3 Mio. € (1. Quartal 2009: -74,1 Mio. €), somit betrug das Ergebnis je Aktie -0,27 €. Die Verzinsung des eingesetzten Kapitals (ROCE) war noch knapp negativ (-1,0 %; 1. Quartal 2009: -7,7 %).

Die vergleichsweise gute Beschäftigungssituation des Unternehmensbereiches Stahl reflektierte die anhaltende Erholung der globalen Stahlmärkte. Bei deutlich gesteigerter Versandtonnage, aber einer nur zögerlichen und über das Produktprogramm uneinheitlichen Erlösverbesserung, nahm der Außenumsatz gegenüber dem Vorjahresquartal um 21 % auf 516,1 Mio. € zu (1. Quartal 2009: 427,7 Mio. €). Das operative Vorsteuerergebnis lag bei -20,0 Mio. €. Während der Produktbereich Flachstahl einen vorzeigbaren Gewinn erwirtschaftete, mussten bei Grobblech und insbesondere im Trägergeschäft, das auf den Bausektor ausgerichtet ist, Verluste verkraftet werden. Im Quartalsabschluss wurden zusätzlich 11,0 Mio. € Rückstellungen für Restrukturierungsmaßnahmen der Peiner Träger GmbH berücksichtigt, sodass insgesamt ein Vorsteuerergebnis von -31,0 Mio. € ausgewiesen wird (1. Quartal 2009: -129,7 Mio. €).

Die verbesserten konjunkturellen Rahmenbedingungen, der im Vorjahr abgeschlossene Lagerabbau bei den Stahlverbrauchern sowie der sich abzeichnende Anstieg der Stahlpreise führten auch im Unternehmensbereich Handel zu einer Belebung der Geschäftstätigkeit. Die im Periodenvergleich noch erheblich niedrigeren Erlöse bedingten allerdings eine Verminderung des Außenumsatzes um etwa ein Drittel auf 657,7 Mio. € (1. Quartal 2009: 926,9 Mio. €). Es wurden 4,0 Mio. € Vorsteuergewinn verbucht, was gegenüber dem Vergleichsquartal einen erfreulichen Ergebnisswing von 24,6 Mio. € ergibt (1. Quartal 2009: -20,6 Mio. €).

Die Ergebnislage des Unternehmensbereiches Röhren wurde wie in den Vorquartalen von der Auslieferung der Großrohraufträge, die vor Beginn der Krise zu auskömmlichen Margen gebucht worden waren, positiv beeinflusst. Jedoch führten ansonsten merklich geringere Erlöse zu einem erheblich unter dem Vorjahreswert rangierenden Außenumsatz (449,4 Mio. €; 1. Quartal 2009: 552,0 Mio. €). Im ersten Quartal 2010 wurde nach Abzug von 27,7 Mio. € Drohverlust-Rückstellungen für zumeist im Vorjahr akquirierte Projektaufträge 11,3 Mio. € Vorsteuergewinn aus operativem Geschäft erwirtschaftet. Unter Berücksichtigung von 8,7 Mio. € Restrukturierungsaufwendungen ergeben sich 2,6 Mio. € Vorsteuerresultat (1. Quartal 2009: 50,8 Mio. €).

Der Unternehmensbereich Dienstleistungen profitierte von der Normalisierung der Produktionstätigkeit der übrigen Konzerngesellschaften, vor allem der Stahlsparte. Der Segmentumsatz stieg um 30 % auf 230,5 Mio. € (1. Quartal 2009: 177,8 Mio. €). Auch der Außenumsatz wuchs leicht an (+6 %). Mit 5,1 Mio. € wurde ein erfreuliches Ergebnis vor Steuern erzielt (1. Quartal 2009: -3,2 Mio. €).

Trotz der seit Herbst 2009 spürbaren Geschäftsbelebung im Bereich Getränkeabfüll- und Verpackungsanlagen und eines zuletzt um mehr als 50 % erstarkten Auftragseingangs hinterließen die umkämpften und damit margenschwachen Aufträge des letzten Jahres ihre Spuren in den Resultaten des Unternehmensbereiches Technologie. Der Außenumsatz legte um 4 % auf 199,8 Mio. € zu (1. Quartal 2009: 192,5 Mio. €). Da das umfangreiche Restrukturierungsprogramm eindeutig Wirkung zeigt, konnte das Quartal mit einem nahezu halbierten Vorsteuerverlust von -13,3 Mio. € abgeschlossen werden (1. Quartal 2009: -23,3 Mio. €).

Der Außenumsatz des Bereiches Sonstiges/Konsolidierung, der vom Halbzeuggeschäft mit Konzernfremden generiert wird, stieg in den ersten drei Monaten auf 13,8 Mio. € an (1. Quartal 2009: 12,1 Mio. €). Der Gewinn vor Steuern betrug 15,5 Mio. € (1. Quartal 2009: 27,7 Mio. €). Dabei trug die 25 %-Beteiligung an der Aurubis AG nach Abzug der gemäß IFRS obligatorischen Kaufpreisallokation (-1,2 Mio. €) erfreuliche 11,2 Mio. € Gewinn nach Steuern bei. Das Ergebnis profitierte darüber hinaus von positiven Effekten aus der stichtagsbezogenen Bewertung von Derivaten und realisierten Kursgewinnen.

Der Innenumsatz des Salzgitter-Konzerns sank im ersten Quartal 2010 um 17 % auf 479,1 Mio. € (1. Quartal 2009: 576,0 Mio. €).

Die stark gestiegenen Auftragseingänge und -bestände der Stahlgesellschaften dokumentieren die seit Mitte 2009 anhaltende Erholung der Stahlindustrie. Derzeit ergeben sich jedoch besondere Herausforderungen aus der Abkehr der Eisenerz- und Kokskohlelieferanten von der jahrzehntelang praktizierten einjährigen Preisbindung hin zu quartalsweisen Abschlüssen. Diese grundlegende Veränderung auf der Einkaufsseite wird zwangsläufig eine Neudefinition langfristiger Lieferbeziehungen und entsprechender Preissetzungsmodelle mit einem Großteil der Stahlverarbeiter nach sich ziehen. Dieser Adaptationsprozess dürfte einige Wochen beanspruchen. Für Walzstahl- und Röhrenlieferungen, die noch auf Grundlage der alten Konditionen abgeschlossen wurden, könnten sich im Laufe der kommenden Monate nicht unerhebliche Lücken zwischen den zuletzt rasant gestiegenen Rohstoffkosten und den Verkaufserlösen der Produkte auftun. Das dürfte sich besonders im zweiten Quartal, kann sich aber in Einzelfällen auch darüber hinaus ergebnisbelastend auswirken.

Zusätzlich bleibt die Nachhaltigkeit der Erholung fraglich, da die Orderaktivitäten der Abnehmerbranchen sehr unterschiedlich sind und teilweise auch von spekulativ bedingten vorgezogenen Bestellungen ausgegangen werden muss. Dennoch rechnen wir für den Unternehmensbereich Stahl in den nächsten Monaten mit einer nach wie vor guten Auslastung und ansteigenden Umsatzzahlen. Wir halten im laufenden Geschäftsjahr ein ausgeglichenes Segmentergebnis für noch erreichbar, aber eher unwahrscheinlich.

Dank optimierter Lagerbestände, angemessener Kostenstrukturen und seiner Präsenz auf den Weltmärkten erwartet der Unternehmensbereich Handel eine weitere Verbesserung seiner Situation. Die dynamisch steigenden Absatzpreise werden im Lagerbereich kurzfristig für spürbar höhere Roherträge sorgen. Aber auch im internationalen Trading, mit Ausnahme des schwachen nordamerikanischen Marktes, sollten die jüngsten Preissteigerungen Raum für Margenerholungen bieten. Bleibt der Stahlmarkt fest, ist ein höherer zweistelliger Millionengewinn im Geschäftsjahr 2010 realisierbar.

Der Unternehmensbereich Röhren geht trotz einer auch hier erkennbaren Belebung von einer substantiellen Reduzierung der Resultate gegenüber dem Vorjahr aus. So ist inzwischen absehbar, dass die drastische Verteuerung der Einsatzstoffe maßgeblichen Einfluss auf die Rentabilität bereits zu Festpreisen gebuchter Großprojekte hat. Wir halten ein ausgeglichenes Ergebnis nur unter der Prämisse einer anhaltend positiven konjunkturellen Entwicklung für möglich. Umsatz und Vorsteuerresultat des Unternehmensbereiches Dienstleistungen werden als Folge der höheren Produktionsmenge der Stahlgesellschaften in den kommenden Monaten weiter zulegen.

Im Zuge der Absatzmarktbelebung sowie mit zunehmender Wirksamkeit der 2009 eingeleiteten Maßnahmen zur Prozessoptimierung und Effizienzsteigerung wird sich auch die Ergebnislage des Unternehmensbereiches Technologie gegenüber dem abgelaufenen Jahr merklich erholen. Für das Geschäftsjahr 2010 wird ein drastisch reduzierter Vorsteuerverlust erwartet. Auch dürfte das Ziel der KHS AG, erste Einzelmonate mit Gewinn abzuschließen, früher als ursprünglich erwartet erreicht werden.

Die immensen, kurzfristigen Kosten- und Preisschwankungen der Rohstoffe minimieren jegliche Planungssicherheit. Somit kann ungeachtet der anhaltenden weltweiten Belebung der Stahlmärkte für das Jahr 2010 kein verlässlicher quantifizierter Ausblick hinsichtlich Umsatz und Ergebnis des Salzgitter-Konzerns gegeben werden. Unter Abwägung der gegenwärtig erkennbaren Risiken und Potentiale halten wir im laufenden Geschäftsjahr ein nahezu ausgeglichenes Ergebnis dennoch für erreichbar.

Wie schon in den vergangenen Jahren weisen wir diesmal mit besonderem Nachdruck darauf hin, dass Chancen und Risiken aus aktuell nicht absehbaren Erlös-, Vormaterialpreis- und Beschäftigungsentwicklungen sowie Veränderungen von Währungsparitäten den Verlauf des Geschäftsjahres 2010 erheblich beeinflussen können. Wie die aktuellen Ereignisse zeigen, kann die hieraus resultierende Schwankungsbreite des Konzernergebnisses vor Steuern ein beträchtliches Ausmaß sowohl in negativer als auch positiver Richtung annehmen. Die Dimension dessen wird deutlich, wenn man sich vergegenwärtigt, dass bei in diesem Jahr noch abzusetzenden circa 6 Mio. t Stahlerzeugnissen der Unternehmensbereiche Stahl, Handel und Röhren im Schnitt 30 € Margendifferenz pro Tonne bereits ausreichen, um 180 Mio. € jährliche Ergebnisvarianz zu verursachen.

Disclaimer:
Einige der in dieser Mitteilung gemachten Aussagen haben den Charakter von Prognosen bzw. können als solche interpretiert werden. Sie sind nach bestem Wissen und Gewissen erstellt und gelten naturgemäß unter der Voraussetzung, dass keine unvorhersehbare Verschlechterung der Konjunktur und der spezifischen Marktlage für die Gesellschaften in den Unternehmensbereichen eintritt, sondern sich die Grundlagen der Planungen und Vorschauen in dem Umfang und dem zeitlichen Rahmen wie erwartet als zutreffend erweisen. Die Gesellschaft übernimmt keine Verpflichtung, vorausblickende Aussagen zu aktualisieren.