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Page 32 - STIL 4 2020
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Von der Lok zum Drachen
EDer VPS-Mitarbeiter Jonas Fey schuf Kopien eines alten Bronzegefäßes
s klingt wie die Millionenfrage, doch ist Hochschule für angewandte Wissenschaft und
die Antwort einfach: Was haben eine 60 t Kunst (HAWK) – und fragte sich: Was passiert da schwere Diesellok in der Werkstatt der eigentlich? „Irgendwie hat es in mir gebrodelt, das Verkehrsbetriebe Peine-Salzgitter GmbH doch noch mal zu versuchen“, erinnert sich Jonas
(VPS) und ein fast 900 Jahre altes Wassergieß- Fey – und schickte eine Bewerbung ab. Nach dem
gefäß im Hildesheimer Dommuseum gemeinsam? Beiden hat Jonas Fey neues Leben eingehaucht. Obwohl – so ganz richtig ist die Antwort nicht, denn erstens legt der 36-jährige technische Sach- bearbeiter nicht mehr selbst Hand an, wenn eine der Vossloh-G6-Rangierloks Zuwendung braucht. Für deren Instandhaltung organisiert er vielmehr in Salzgitter-Hallendorf die „dispositive Arbeits- vorbereitung“ und Qualitätskontrolle für den VPS-Fuhrpark. Und zweitens erwachte nicht das historische Bronzegefäß selbst zu neuem Leben, sondern „nur“ eine Kopie, von der Jonas Fey gleich mehrere angefertigt hat. Die Nachbildungen gerieten ihm so perfekt, dass sie in der Fachwelt und der Presse Aufmerksamkeit erregten.
Nach seinem Weg von der Diesellok zum Dra- chen gefragt, geht Jonas Fey viele Jahre zurück: „Mein Interesse galt schon immer der Kunst und dem Design.“ Aber wie das so ist, drängten Eltern- haus und Vernunft zu einem „ordentlichen Beruf “. Er absolvierte eine Ausbildung zum Industrieme- chaniker, begann 2007 bei der VPS als Lokschlos-
ser und bildete sich dort zum Industriemeister sowie Schweißfachmann weiter. Mit
seiner Familie wohnte er neben der Hildesheimer
bestandenen Eignungstest, der seine zeichneri- schen, handwerklichen und praktischen Fähigkei- ten prüfte, begann er 2017 das Studium. Dass er es neben seinem Vollzeitberuf schon 2020 abschlie- ßen konnte, war nur durch ein Entgegenkommen der VPS möglich. „Meine Schichten konnte ich so flexibel legen, dass sie sich nicht mit den Präsenz- seminaren an der Hochschule überschnitten. Da- für bin ich der VPS sehr dankbar“, sagt Jonas Fey.
Technisches Wissen und Kreativität
Den Weg zum Drachen ebnete ihm sein Professor an der HAWK, der ihn auf der Suche nach dem Thema seiner Abschlussarbeit mit der Direktorin des Hildesheimer Dommuseums, Dr. Claudia Höhl, bekannt machte. Das Museum hatte
2016 mit Unterstützung mehrerer Förderer für 1,3 Mio. € eine Aquamanile in Drachengestalt aus dem 12. Jahrhundert erstanden. Wie gern hätte man das Gefäß einmal mit Wasser gefüllt und seine Funktion ausprobiert – doch dafür ist das ohnehin schon beschädigte Original zu fragil und kostbar. Jede Berührung bringt es in Gefahr.
Ein Replikat war gefragt, das am besten auch
den unbeschädigten Urzustand zeigen
sollte. Die Idee zu Jonas Feys Bachelor-
arbeit war geboren.
Es brauchte mehrere Anläufe und Versuche, bis ihm das Kunststück gelang,
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Aquamanile
Der Begriff kombiniert die lateinischen Wörter „aqua“ (Wasser) und „manus“ (Hand) und bezeich- net ein Gefäß zur rituellen Handwa- schung. Ein mittel- alterliches Exemplar in Drachengestalt
und aus Bronzeguss gehört dem Dom- museum Hildesheim
Foto: Jonas Fey











































































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