Man nehme

25.08.2015


Konzernmagazin 3/2015

Die Rezepte müssen genau besprochen und umgesetzt werden

In der aktuellen „Menükarte“ der Salzgitter Flachstahl stehen rund 450 verschiedene Stahlgüten, Tendenz steigend. Denn der Trend zu Differenzierungen wird immer größer

Man nehme eine Handvoll Mangan, etwas Silizium und eine Prise Niob, rühre alles gleichmäßig in den rotflüssigen Rohstahl – und schon kann serviert werden: eine Stahlgüte von hervorragender Qualität, an der auch die anspruchsvollsten Kritiker nichts auszusetzen haben. Ganz so einfach ist es dann in Wirklichkeit nicht, aber Qualitätsstahl hat viele Gemeinsamkeiten mit dem, was Sterneköche ihren Gästen servieren: hochwertige Komponenten wie Fleisch oder Fisch, die durch Gewürze, Kräuter und Aromen raffiniert verfeinert werden.

„Unsere konzerninternen Kunden sind das Warmwalzwerk in Salzgitter und die Grobblechwalzwerke in Ilsenburg und Mülheim“

Die „Ursuppe“ entsteht im Hochofen, wo das Eisenerz mithilfe von Kokskohle und weiteren Zuschlagstoffen zu Roheisen erschmolzen wird. Dies kommt dann ins Stahlwerk und wird dort zu Rohstahl weiterverarbeitet (siehe Kasten). In der Sekundärmetallurgie wird „gewürzt“: durch individuelle Zugaben von Legierungsmitteln wie beispielsweise Niob, Mangan oder Nickel. Nun unterscheidet sich die „Küche“ eines Stahlwerks natürlich von der blitzblanken Edelstahlausstattung eines Luxus-Restaurants. Statt glänzender Kupfertöpfe sind es mächtige Konverter und Stahlpfannen, in denen die „Gerichte“ vor sich hinköcheln und die bis zu 220 Tonnen fassen. Das alles geschieht bei 1.600 bis 1.700 °C statt bei 70 °C – und die feuerfesten Jacken der „Stahl-Kocher“ sind erheblich robuster als die der Chefköche. Beides ist jedoch „gehobene Gastronomie“ für anspruchsvolle Kunden.
 
Einer der „Sous Chefs“ im Stahlwerk der Salzgitter Flachstahl GmbH (SZFG) ist Christian Schlüter, Leiter Sekundärmetallurgie. Er ist mit seinem Team u. a. dafür zuständig, dass der „gekochte“ Stahl genau den Rezepten entspricht, die zuvor je nach Kundenwunsch mit den Auftraggebern festgelegt worden sind: „Unsere konzerninternen Kunden sind im Wesentlichen das Warmwalzwerk in Salzgitter sowie die Grobblechwalzwerke in Ilsenburg und Mülheim. Für diese müssen wir genau das gewünschte Vormaterial zur Weiterverarbeitung bereitstellen, damit deren Kunden daraus Fahrzeuge, Waschmaschinen, Pipelines, Windtürme oder Schiffe herstellen können.“
 
Die Art der Legierungsstoffe und ihre genau festgelegte Zugabemenge bestimmen ganz entscheidend die vom Kunden geforderten Eigenschaften des Stahls. Thomas Müller, Leiter Stahlwerk SZFG: „Stahl wird kontinuierlich weiterentwickelt. So produziert die europäische Stahlindustrie eine ganze Reihe von kundenspezifischen Qualitäten auf Basis von rund 2.500 genormten Stahlsorten. Jährlich werden davon rund 100 in ihrer Zusammensetzung an die steigenden Anforderungen angepasst. Außerdem kommen ständig völlig neue hinzu."
 
Auf der aktuellen „Menükarte“ von Salzgitter Flachstahl stehen rund 450 verschiedene Stahlgüten. Jens Pischke, Leiter Verfahrenstechnische Entwicklung: „Dieser Katalog ist nichts Statisches – natürlich gehen wir auf spezielle Wünsche ein.“ Und das ist auch nötig, weil der Trend zu Differenzierungen immer größer wird. Häufigste Legierungsmittel sind Mangan, Aluminium, Silizium und Kohlenstoff, eingesetzt werden aber auch Molybdän, Chrom, Nickel, Vanadium, Titan, Niob, Bor und Kupfer. Pischke: „Wir zählen zurzeit 20 Legierungsmittelttypen.“ Teuerstes ist übrigens Ferro-Niobium, von dem es nur drei Produzenten weltweit gibt.

Arne Vollmers, Betriebsingenieur Sekundärmetallurgie, ergänzt: „Die Legierungsmittel werden hauptsächlich in unserer Vakuum-Pfannenofen- Legierungs-Anlage, kurz VPL genannt, aus ihren Vorratsbehältern in den Rohstahl gegeben. Argon- Gas wird durch feuerfeste Spülsteine im Boden der Pfanne in die ca. 1.600 °C heiße Schmelze eingeleitet. Es sorgt dafür, dass alles gut „durchgerührt“ wird – der Spülstein ist quasi unser Kochlöffel“. Ist die „Stahl-Suppe“ gar – was rund 60 Minuten dauert –, wird durch Probeentnahmen aus der Schmelze geprüft, ob die gleichmäßige Konzentration der Inhaltsstoffe überall erreicht ist. Sind auch alle weiteren Parameter erfüllt, wird der Stahl zu einer der vier Stranggießanlagen transportiert und zu Brammen vergossen. Konzerninterner Hauptabnehmer ist das Warmbandwalzwerk, das rund 75 % bekommt und daraus Bänder walzt. Aber das ist eine andere Geschichte …
 
Zur Qualitäts- und Kapazitätssteigerung in der Sekundärmetallurgie hat die Salzgitter AG kürzlich den Auftrag für den Bau einer RH-Vakuumbehandlungs-Anlage vergeben (RH = Ruhrstahl-Heraeus). Thomas Müller: „Mit dieser Anlage werden die Ansprüche im Hinblick auf tiefstentschwefelte, niedrigstentkohlte und wasserstoffentgaste Stähle sowie für Stähle mit höchsten Reinheitsgraden erfüllt.“ Die vorbereitenden Arbeiten haben im Juni begonnen. Die Anlage soll im ersten Halbjahr 2017 in Betrieb gehen.

Vom Eisen zum Stahl

Das Roheisen enthält Begleitelemente wie Kohlenstoff, Silizium, Schwefel und Phosphor. Diese werden im Oxygenstahlkonverter durch Aufblasen von Sauerstoff entfernt. Dabei werden sie in Gas verwandelt und schwimmen als Schlacke auf. Der Blasprozess dauert ca. 20 Minuten und verläuft unter starker Hitzeentwicklung. Deshalb wird dem Konverter zur Kühlung bis zu 25 % Schrott zugesetzt. Brandkalk unterstützt die Schlackenbildung. Nach Abschluss des Blasprozesses werden Schlacke und Rohstahl getrennt. Dazu wird der Konverter in die Abstichposition geneigt und die Schmelze über das Abstichloch in eine Stahlpfanne gefüllt, um in die Sekundärmetallurgie transportiert zu werden. Die Schlacke wird separat aus dem Konverter gekippt und der Weiterverwertung zugeführt.


„Wir achten bei unseren Lieferanten sehr auf Augenhöhe“

Die Einkaufsabteilung der SZFG über den Bezug von Rohstoffen
 
Der Rohstoffbedarf für die Stahlproduktion ist groß. Dies schlägt sich auch in den Kosten der Salzgitter Flachstahl GmbH (SZFG) mit rund 1,3 Mrd. € nieder: STIL sprach mit Michael Reuber, Direktor Einkauf, und Lars Bartram, Leiter Einkauf Rohstoffe, über die vielseitigen Aspekte ihrer Tätigkeit.

STIL: Welche Faktoren sind entscheidend, wo und von welchem Anbieter Sie ein bestimmtes Produkt kaufen?
Michael Reuber: Bei unseren langfristigen Bezügen achten wir neben Preis und Qualität der Ware vor allem auf die Lieferzuverlässigkeit. Also darauf, ob der Anbieter garantieren kann, dauerhaft die erforderlichen Mengen in den vereinbarten Qualitäten zu liefern. Erze und Kohle sind ja nicht beliebig austauschbar. Wie andere integrierte Hüttenwerke haben wir ein ganz bestimmtes „Bouquet“ nach den Anforderungen unserer internen Kunden entwickelt. Das ist auch davon abhängig, wie beispielsweise die Hochöfen „gefahren“ werden, in welchem Verhältnis also Pellets, Stückerz und Feinerz eingesetzt werden. Entsprechend müssen wir für diesen Mix die Mengen beschaffen. Ein gutes Beispiel für einen langjährigen Lieferanten, der all diese Bedingungen erfüllt, ist das schwedische Unternehmen LKAB, von dem wir seit Jahrzehnten Pellets beziehen, die rund 40 % der benötigten Gesamt-Erzmenge ausmachen. 
 
STIL: Wie stellen Sie sicher, preislich und qualitativ immer das Beste zu bekommen?
Lars Bartram: Als gute Kaufleute zielen wir natürlich immer auf das optimale Preis-Leistungs- Verhältnis. Auf der einen Seite haben wir unsere Systemlieferanten wie LKAB, mit denen wir regelmäßig Preisgespräche führen. Bei kurzfristigen Bezügen bedienen wir uns der üblichen Methoden: Wir schreiben benötigte Mengen aus, fragen bei Lieferanten an und bedienen uns auf dem Spotmarkt. Dort sind dann mitunter sehr schnelle Entscheidungen gefragt. Hier helfen uns die kurzen Abstimmungswege innerhalb SZFG und im Konzern sehr.
 
Wichtig sind die gemeinsamen Runden mit dem technischen Management. Wir erörtern schon im Vorfeld, welche Auswirkungen neue Anlagen auf unser Einkaufsverhalten haben. So beschaffen wir für die dieses Jahr in Betrieb gegangene Kohleeinblasanlage die neuen Kohlesorten. Und die Qualität der Waren kontrollieren wir regelmäßig. Michael Reuber: Noch ein Wort zu unseren Systemlieferanten. Wir achten dabei sehr auf Augenhöhe. Ein Beispiel: Die LKAB produziert im Jahr 26 Mio. t Erz, der Weltmarktführer Vale 340 Mio. t. Bei unserem Einkaufsvolumen von 2,5 Mio. t Pellets sind uns die Schweden in dieser Hinsicht natürlich näher.

STIL: Wie viele verschiedene Posten stehen auf Ihrer regelmäßigen „Einkaufsliste“?
Lars Bartram: Im Bereich Rohstoffe sind das ungefähr 100. Hervorzuheben sind darunter 6 Sorten Erz, 8 verschiedene Kohlearten, jeweils 15 Zuschlag- und Legierungsstoffgruppen. Mengenmäßig der wichtigste Zuschlagstoff ist Kalk, von dem wir 1 Mio. t im Jahr benötigen. Der Lieferant FELS sitzt übrigens gleich um die Ecke in Goslar; gefördert wird der Kalk im Harz. Michael Reuber: Insgesamt umfasst unser „Einkaufszettel“ weit mehr als 100.000 Posten – vom sprichwörtlichen Bleistift bis zur Großanlage.

STIL: Wie viele Mitarbeiter zählt Ihr Bereich, wie hoch ist Ihr jährlicher Etat?
Michael Reuber: Insgesamt sind 75 Kolleginnen und Kollegen im Einkauf SZFG beschäftigt, davon arbeiten zehn in der Abteilung Rohstoffeinkauf. Unser Beschaffungsvolumen lag 2014 bei knapp 2 Mrd. Euro, davon entfallen auf Rohstoffe 1,3 Mrd. Euro.
 
STIL: Kaufen Sie für die SZFG oder für den ganzen Konzern ein?
Michael Reuber: Einige Güter und Dienstleistungen werden in der Salzgitter AG zentral beschafft. Dazu gehören unter anderem der Energieeinkauf und das Travel- und Fleet-Management (Geschäftsreisen/ Dienstfahrzeuge). Zur konzernweiten Bedarfsbündelung und der Abstimmung über Einkaufsprozesse bedienen wir uns der Konzerneinkaufskoordination. Im Rahmen unseres Strukturprogramms „Salzgitter AG 2015“ wird das Einkaufsmandat ausgeweitet. Bereits seit Jahren üben wir dies für unsere Konzernschwestern PTG in Peine und MGR in Salzgitter aus. Neu haben wir in den letzten zwölf Monaten den Einkauf für ILG in Ilsenburg, MG B in Mülheim und SZMF in Duisburg/Salzgitter übernommen. Weitere Mandate stehen zur Umsetzung an.
 
STIL: Wie haben sich Arbeitsweisen, Märkte und Herausforderungen in den vergangenen zehn Jahren geändert – zum Beispiel beim Erz?
Lars Bartram: Tiefgreifend. Bis 2009 waren Jahrespreisvereinbarungen üblich, was eine langfristige Kalkulation ermöglichte. Heute haben wir Quartalspreise, die zudem erst am Ende des Lieferquartals feststehen. Dadurch gibt es viel mehr Abstimmungsbedarf mit einer hohen Anzahl von Zusatzaspekten aufgrund der sehr volatilen Märkte. Was übrigens auch zu einem höheren Anforderungsprofil an unsere Mitarbeiter geführt hat.
 
STIL: Welches ist für Sie das spannendste Produkt, das Sie einkaufen?
Lars Bartram: Ganz ohne Frage die Kohle. Bis 1995 kam sie ausschließlich aus Deutschland, seit 2005 beziehen wir sie komplett aus dem Ausland – aus Australien, Kanada oder den USA. Dieses System neu aufzubauen war eine besondere Herausforderung.
 
STIL: Wie gestaltet sich der Kontakt zu den großen Lieferanten?
Michael Reuber: Das ist wie in allen Branchen – wichtig ist der persönliche Kontakt. Einmal im Jahr muss man sich mindestens sehen, hierzu gehören gerade auch im Rohstoffeinkauf Vor-Ort- Besuche, dazu kommen fast tägliche Telefonate von uns oder den Mitarbeitern. Im Idealfall baut man ein kooperatives, belastbares Verhältnis auf, in dem man Probleme, die immer auftauchen, schnell lösen kann.
 
STIL: Was macht eine gute Einkaufsabteilung aus?
Michael Reuber: Neben der hervorragenden Marktkenntnis und dem guten Teamwork sowie der engen Abstimmung mit unseren technischen Kollegen – unseren Kunden in den Produktionsbetrieben – ist das Engagement aller Mitarbeiter hervorzuheben. In der Rohstoffwelt geht die Sonne längst nicht mehr unter – Lieferanten sitzen in Australien wie in Alaska. Da muss man auch mal außerhalb der normalen Geschäftszeiten telefonieren.


„Green“ Pellets aus Kiruna

Mit 3,5 Mio. t bezieht die Salzgitter AG 50 % ihres Gesamtbedarfs an Erz aus Schweden.

Sie sind grau, unscheinbar und messen gerade mal zehn Millimeter im Durchmesser, doch sie haben es in sich: Die Pellets aus dem schwedischen Kiruna – ihr hoher Eisengehalt von 68 % ist herausragend. Mit 3,5 Millionen Tonnen im Jahr deckt die Salzgitter Flachstahl GmbH gut 50 % ihres Gesamtbedarfs an Eisenerz in Schweden, der Rest stammt u. a. aus Gruben in Kanada, Südafrika und Brasilien.
 
Die Eisenerzmine Kiruna gilt als weltweit größtes Eisenerz-Bergwerk. Jährlich werden dort und in Malmberget rund 26 Millionen Tonnen Erz gefördert. Weil die Lagerstätte fast ausschließlich aus Magnetit und Apatit besteht, beeinflusst sie das Magnetfeld der Erde, was sogar aus dem Weltraum messbar ist. Das Material hat einen weiteren unschätzbaren Vorteil: Magnetiterz oxidiert bei der energieintensiven Herstellung von Pellets zu Hämatit, wobei riesige Mengen an Wärme generiert werden. Patrick Kansa, Minenmanager der Bergbaugesellschaft LKAB: „Das bedeutet, dass wir bei unserem Verfahren weitaus weniger fossile Brennstoffe wie Erdöl und Kohle zuführen müssen als konkurrierende Unternehmen, die reine Hämatiterze abbauen.“
 
Die LKAB vermarktet ihr Produkt deshalb auch als „Green Pellets“ – und die werden verlangt wie geschnitten Brot. Michael Reuber, Direktor Einkauf Salzgitter Flachstahl GmbH: „Für uns liegt der Vorteil der Pellets in ihrem hohen Eisengehalt und der guten chemischen Zusammensetzung. Bei der Reduktion von Erz zu Roheisen benötigen wir dadurch weniger Koks pro erzeugter Tonne Eisen und verringern damit unseren CO2-Ausstoß.“ Bernhard Kleinermann, Direktor Konzernkommunikation Salzgitter AG , ergänzt: „Kunden verlangen zunehmend den Nachweis von uns, dass auch unsere Lieferanten auf höchstem Umweltschutzniveau arbeiten. Da ist es gut, einen Erzlieferanten wie LKAB zu haben.“ Weitere „grüne“ Gründe für Lieferungen aus Schweden bestehen in dem relativ kurzen Transportweg nach Salzgitter – und in weiteren, zahlreichen Investitionen der LKAB.
 
Mitte Juni, Mittsommernacht in Kiruna. Hier, rund 150 km nördlich des Polarkreises, geht die Sonne zu dieser Zeit wochenlang nicht unter. Der Erzberg Kiirunavaara dominiert die Skyline der 18.000 Einwohner zählenden Stadt, die alle zumindest indirekt von der Mine leben. Wer unter Tage Bergbauromantik erwartet, liegt falsch. Keine vergitterten Fahrkörbe, die in rasender Geschwindigkeit Kumpel mit rußgeschwärzten Gesichtern transportieren – es sind gepflegte Kleinbusse, die die Arbeiter in rund 20-minütiger Tunnelfahrt auf die aktuelle Hauptsohle bringen – auf Level 1365.


Die Schöne und das Biest

Felicia Uusitalo steuert in der Mine von Svappavaara einen Lkw der Superlative

Ich wollte schon immer einen dieser großen Trucks fahren, die mir mein Papa früher gezeigt hat“, sagt Felicia Uusitalo – und sie hat sich ihren Kindheitstraum erfüllt. Seit zwei Jahren steuert die zierliche Schwedin einen mächtigen Komatsu HD 785-7, der mit Daten der Superlative aufwartet: 1200 PS, Zuladung 100 Tonnen, fünf Meter hoch, sieben Meter breit und elf Meter lang. Mit zarter Hand lenkt Felicia das Monster durch die Grube von Svappavaara – im Gepäck mächtige Gesteinsbrocken. Nach Führerscheinprüfung und einwöchiger Mitfahrt hatte man Felicia schon allein ans Steuer gelassen. Nie Angst gehabt? „Nein, aber Respekt. Doch wenn man sich an die Größe des Trucks gewöhnt hat, fährt er sich ganz leicht“, sagt sie. „Nur im Winter muss man wegen Eis und Schnee besonders aufpassen.“ Jeder Fahrer in Svappavaara ist für seinen eigenen Truck verantwortlich, auch für den umfangreichen Sicherheitscheck vor jeder Schicht.
 
Und so, wie die 21-jährige Felicia ihren ungewöhnlichen Job mag, so liebt sie auch ihre eigenwillige Heimat. „Mein größtes Hobby sind Snowmobiltouren mit meinem Freund“, sagt sie – und erzählt mit glänzenden Augen von der Schneelage in diesem Jahr, die sogar noch Ende Juni Fahrten erlaubte. Ihre liebste Jahreszeit ist folglich der Winter, trotz der zwei Monate andauernden völligen Dunkelheit: „Diese Wochen haben ihren ganz eigenen Charme – zum Beispiel mit den Nordlichtern.“ Auch privat liebt es Felicia übrigens XXL: Ihre Haustiere sind zwei Dänische Doggen …