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Page 21 - STIL 4 2020
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„Wir können schnell reagieren“
Justus de Charro, Geschäftsführer der Salzgitter Mannesmann Staalhandel B. V., verrät, warum der Stahlbau in den Niederlanden so erfolgreich ist
In den Niederlanden verbraucht die Baubranche mehr Stahl als in anderen europäischen Ländern. So werden dort etwa Industriehallen zu 90 % aus Stahl gebaut, in anderen Ländern wie Deutschland nur zu 30 %. Über die Gründe dafür sprachen wir mit dem Niederländer Justus de Charro.
STIL Warum ist in Ihrem Heimatland Stahl in der Baubranche so beliebt?
Justus de Charro Zunächst einmal ist Stahl ein sehr vielfältiger Werkstoff für viele Anwendungen, der immer wieder recycelt werden kann. Von diesen und anderen Vorteilen konnten wir unsere potenziellen Kunden und Partner in einem langen Prozess überzeugen.
STIL Wie ist Ihnen das gelungen?
Justus de Charro Stahlproduzenten und Stahl- händler in den Niederlanden hatten sich vor rund 15 Jahren die Aufgabe gestellt, den Stahlverbrauch zu erhöhen. Zunächst haben wir intensiv mit Anwendern wie Architekten, Ingenieuren, Stahl- bauern und den Gesetzgebern gesprochen, um deren Bedürfnisse kennenzulernen.
STIL Was waren die Erkenntnisse?
Justus de Charro Eine wichtige Einsicht: Alle unsere Zielgruppen haben verschiedene Aufgaben und leiten daraus unterschiedliche Bedürfnisse ab. Ein paar Beispiele: Architekten denken vielleicht eher an Gestaltung, Ingenieure an die technische Umsetzbarkeit und die Einhaltung von Normen und Vorschriften. Den Stahlbauer interessiert vor allem die praktische Umsetzung. Was alle aber eint: Am Ende muss es sich rechnen und wirt- schaftlich funktionieren.
STIL Wie hat sich die Zusammenarbeit entwickelt?
Justus de Charro Wir haben im Laufe der Jahre eine multidisziplinäre Arbeitsgruppe gebildet, die mit den einzelnen Zielgruppen sehr spezifisch kommuniziert: mit Studenten an den Hochschulen, mit den Normungsbehörden, mit Konstrukteuren und Architekten. Dort stellen wir Lösungen vor bis hin zum kleinsten technischen Detail. Natürlich mittlerweile online. Und diese Kommunikation ist keine Einbahnstraße. Aufgrund des permanenten Dialogs erfahren wir immer schnell von sich ver- ändernden Trends, aktuellen Aufgabenstellungen und Problemen. So können wir schnell reagieren.
STIL Wo sehen Sie zukünftige Schwerpunkte zur Weiterentwicklung der Zusammenarbeit?
Justus de Charro Stahlprodukte und deren unter- schiedliche Einsatzfelder stellen an die Logistik
Justus de Charro ist Geschäftsführer der Salzgitter Mannes- mann Staalhandel B.V., eines Unter- nehmens des Geschäftsbereichs Handel
besondere Herausforderungen. Bedenken
Sie die komplexen Abläufe auf Großbaustellen oder die Just-in-time-Fertigung der Automobil- industrie. Hier können wir uns sicherlich ge- meinsam mit den Kunden verbessern. Das gilt auf jeden Fall auch beim Thema digitale Vernet- zung, die ich nicht nur unter dem Aspekt einer schnelleren Bearbeitung von Aufträgen sehe. Wir können mit der Erarbeitung gemeinsamer Plattformen noch viel voneinander lernen.
STIL Gibt es in den Niederlanden eine spezifische Mentalität für dieses Vorgehen?
Justus de Charro Wir sind generell an gemeinsa- men Lösungen interessiert und wollen zusammen etwas erreichen, technisch und wirtschaftlich. Diese Bereitschaft erleichtert solch einen stetigen Prozess ungemein.
Stahlbauten sind in den Niederlanden überall zu finden – auch in Form kleiner Brücken
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Foto: ©Comofoto - stock.adobe.com
Foto: Salzgitter AG













































































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