Page 13 - STIL 2 2024
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„Grüner Stahl“ – kommt aus Deutschland
Die Zukunft braucht folglich Stahl und eine leis- tungsfähige Stahlindustrie. Dass dieser Stahl auch künftig in Deutschland und der EU produziert wird, dafür gibt es gute Gründe. Einer davon ist die Unab- hängigkeit von Importen. „Deutschland ohne Stahl ist Deutschland in einer großen Abhängigkeit von anderen Ländern. Die letzten Jahre haben uns ge- zeigt, dass wir diese komplette Abhängigkeit nicht riskieren sollten“, sagt Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck.
Ein zweiter Grund ist, dass die Sicherung des Stahl- standorts Deutschland die Garantie bietet, die Stahlproduktion auf CO2-arme Verfahren umzustel- len und den Markt mit „grünem“ Stahl versorgen zu können. Der Salzgitter-Konzern ist seit Jahren ein Vorreiter der Dekarbonisierung und hat mit dem
SALCOS®-Programm sehr früh den Transforma- tionsprozess eingeleitet, um seine CO2-Emissionen am Ende des Prozesses bis 2033 um etwa 95 % sen- ken zu können.
Dass es dabei vorangeht, ist im integrierten Hütten- werk nicht zu übersehen: Die Bagger rollen, die ers- te Stufe des Umbaus hin zur nahezu CO2-freien Stahlproduktion ist in vollem Gange, die erste Di- rektreduktionsanlage, eine 100-MW-Elektrolyse und ein Elektrolichtbogenofen befinden sich im Bau. Im Ergebnis werden wir 2026 mit Produkten von der neuen Route in Salzgitter im Markt sein. Allein für diese erste Stufe von SALCOS® investiert der Salz- gitter-Konzern aus eigenen Mitteln etwa 1,3 Mrd. € und bedankt sich für die zusätzliche Förderung von rund 700 Mio. € durch den Bund und 300 Mio. € durch das Land Niedersachsen.
1 MRD.
UND MEHR INVESTIERT DER KONZERN AUS EIGENMITTELN FÜR DIE ERSTE AUSBAUSTUFE
  3D-Modell der derzeit im Bau befindlichen SALCOS®-Anlagen im integrierten Hüttenwerk der Salzgitter Flachstahl GmbH
Guter Marktchancen für „grünen Stahl“
Am Bedarf der Kunden an CO2-armen Stahlprodukten besteht kein Zweifel. Die Nachfrage drückt sich aus durch die vielen verbind- lichen Liefervereinbarungen, die der Salzgitter-Konzern bereits mit Kunden getroffen hat. „Für viele dieser Kunden gehört es zum Geschäftsmodell, CO2-armen Stahl zu kaufen. Sie sind auch be- reit, dafür einen höheren Preis zu zahlen“, sagte Gunnar Groebler auf der Hannover Messe. Der Vorstandsvorsitzende der Salzgitter AG erwartet, dass „grüner Stahl“ für eine gewisse Zeit ein knappes Gut sein wird. Auch daraus begründet sich der Anspruch der Salzgitter AG, hier eine Pionierrolle einzunehmen. Viele Abnehmer planen „grünen Stahl“ als Baustein ihrer eigenen Dekarbonisie- rungsstrategie ein.
Dies wird künftig vereinfacht durch das neue Kennzeichnungssystem für klimafreundlichen Stahl namens LESS (Low Emission Steel Standard), das die Stahlunternehmen im Verbund der Wirtschaftsvereinigung Stahl in Zusammenarbeit mit dem Bundeswirtschaftsministerium geschaffen haben (siehe Interview auf Seite 15). Es ermöglicht eine standardisierte Einstufung der Transformationsleistung unterschiedlicher Stahlerzeugungsrouten. Bernhard Osburg, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, betont die Bedeu- tung von klaren Regeln, Definitionen und überprüfbaren Standards für den Erfolg der Transformation der Stahlindustrie: „Als Stahlindustrie wollen wir einen Markt für klimafreundlichen Stahl entwickeln, um öffentliche Anschubfinanzierungen für unsere Transformation schnellstmöglich abzulösen. Dazu müssen wir die Fortschritte bei der Dekarbonisierung unserer Standorte sichtbar, vergleichbar und damit auch bewertbar machen.“
Das Logo des neuen Kennzeichnungs- systems für klima- freundlichen Stahl
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