Page 32 - STIL 2 2024
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EXTRA
 WIE DIE ALTEN RÖMER
Wissenschaftler erforschen mit experimenteller Archäologie die Herstellung und den Gebrauch von Stahl in früheren Jahrhunderten
Wie schwer hatten römische Legionäre zu tragen? Nachbauten von u. a. Cassis (Helm), Lorica Seg- mentata (Schienenpanzer), Scutum (Schild) und Gladius (Kurzschwert) liefern Antworten
 Acht römische Legionäre marschieren mit zwei Maultieren über die Dorfstraße. Sie kommen aus Verona und wollen nach Augusta Vindelicum (Augs- burg). Die Bauern staunen nicht schlecht, als sich der Trupp verschwitzt, verdreckt und in Brustpan- zern an ihren Wiesen vorbeischleppt – sie rufen die Polizei. Schließlich schreibt man das Jahr 1985 n. Chr.! Damals führte der Historiker Dr. Marcus Jun- kelmann mit sieben Gleichgesinnten ein archäolo- gisches Experiment durch: einen Fußmarsch von rund 500 km über die Alpen. Kleidung, Waffen und Ausrüstung entsprachen ebenso möglichst exakt denen der römischen Legion im Jahr 15 v. Chr., ge- nau wie Lagerbau, Verpflegung und militärische Pflichten wie nächtliches Wacheschieben.
Alles geschah mit wissenschaftlichem Ernst, ist es doch Ziel der experimentellen Archäologie, aus der Rekonstruktion historischer Techniken wissen- schaftliche Erkenntnisse zu gewinnen. Oft sind Eisen und Stahl im Spiel, etwa bei Waffen und Werk- zeugen. So bewiesen Experimente jüngst, dass
Stelen der späten Bronze- und ersten Eisenzeit (ca. 1300-800 v. Chr.) aus dem Westen der Iberischen Halbinsel nicht mit Bronze- oder Steinwerkzeugen graviert worden sein konnten. Für die Bearbeitung des Hartgesteins wie Granit, silifizierter Quarzsand- stein oder Quarzit war vielmehr ein Eisenmeißel mit gehärteter Spitze nötig – ein Meißel aus Stahl mit mittelhohem Kohlenstoffgehalt, wie jener aus dem
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Meißel mit ge- härteter Spitze wurden schon vor rund 3.000 Jahren verwendet
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